Verantwortliche Tierhaltung ist unerlässlich für unsere Gesellschaft
Die Welttiergesundheitsorganisation (OIE) hat den Begriff der Verantwortlichen Tierhaltung (Responsible Ownership) geprägt. Heute bezieht er auch soziale und ethische Aspekte mit ein. Das Leitbild der „Verantwortungsvollen Tierhaltung (Responsible Ownership)“ besagt, dass wir als Menschen die von uns abhängigen Tiere entsprechend ihren Bedürfnissen zu betreuen, zu pflegen und zu schützen haben. Diese Annahme beruht auf dem ethischen Grundsatz, der Verantwortungsübernahme für einem anvertraute Lebewesen. Je abhängiger das Lebewesen ist, desto höher ist unser Grad der Verantwortung. Die Abhängigkeit der Tiere darf zu keiner Zeit ausgenutzt oder missbraucht werden. Die Verantwortung darf zu keiner Zeit vernachlässigt werden.
Maßstab für die Verantwortung
Dieses Leitbild der Tierhaltung kann aus David J.Mellors Fünf-Domänen-Modell hergeleitet werden, welches an vielen Stellen als Konzept zur objektiven Bewertung von Tierwohl herangezogen wird. Im Gegensatz zu den über viele Jahrzehnte verwendeten „Fünf Freiheiten der Tiere“, die im europäischen und internationalen Tierschutz die Grundlage jedes Handelns bildeten, wird das Tier im Fünf-Domänen-Modell nicht nur vor negativen Erfahrungen geschützt, sondern es werden ihm positive mentale Erfahrungen zugesprochen. Basierend auf allen positiven und negativen mentalen Erfahrungen, die ein Tier macht, kann das Tierwohl beurteilt und somit die Lebensqualität des Tieres eingeordnet werden.
Zu den fünf Domänen zählen:
Die ersten drei Domänen decken die existentiellen Grundbedürfnisse ab und sichern die physische Existenz des Tieres. Die vierte Domäne umfasst alle Interaktionen des Tieres mit Artgenossen, anderen Tieren und dem Menschen. In der fünften Domäne spiegelt sich das Wohlbefinden des Tieres wider, das sich aus den ersten vier Domänen abzeichnet.
Im Rahmen der Verantwortungsvollen Tierhaltung ist es das Ziel, das Tier vor negativen Erlebnissen, Schmerzen, Leiden und Schäden zu schützen und ihm positive mentale Erfahrungen entsprechend seinen Bedürfnissen zu ermöglichen. Das beinhaltet, dass sich Tierhalter:innen ihrer Verantwortung für das ihnen anvertraute Tier zu jedem Zeitpunkt bewusst sein und ihr ein Tierleben lang nachkommen müssen. Jede Handlung muss an den individuellen und arttypischen Bedürfnissen des Tieres ausgerichtet sein, damit dessen physische und psychische Unversehrtheit gewährleistet ist.
Im Forschungsprojekt CALLISTO wurde 2012 bis 2014 im Auftrag der Europäischen Kommission (DG SANTE) und unter der Leitung der Europäischen Vereinigung der Tierärzte (FVE) der Bereich Hunde und Katzen in der EU wissenschaftlich analysiert. Zielsetzung war, die Gesundheitsrisiken, die von Tieren ausgehen, und deren Relevanz zu untersuchen, denn für diese Tiere ist die EU rechtlich nicht zuständig, wohl aber für die öffentliche Gesundheit. CALLISTO definierte die „Verantwortliche Heimtierhaltung" und bezieht auch die Anschaffung des Tieres sowie seine Nachkommen mit ein.
Definition CALLISTO
Diese Pflicht beginnt mit der verantwortungsbewussten Anschaffung und setzt sich fort in angemessener Pflege und Schutz der Heimtiere und ihrer Nachkommen.
2010 bereits wurde in Brüssel das Projekt CARO (Companion Animal Responsible Ownership) vorgestellt. Gemeinsam mit der EU-Kommission, der FVE und dem wissenschaftlichen Institut IZT hat VIER PFOTEN Brüssel eine Wissensplattform mit Informationen zu Hunden und Katzen in Europa erarbeitet. Eine CARO-Expertenarbeitsgruppe hat sich der europaweiten Kennzeichnung und Registrierung von Hunden und Katzen gewidmet, dem wichtigsten Instrument für Verantwortliche Tierhaltung in der EU, und bereits im Dezember 2015 ein Konzept vorgelegt.
Für die Rückvermittlung eines Tieres über Deutschlands Grenzen hinaus können Tierfreund:innen auf zwei Modelle zurückgreifen: Europetnet und Petmaxx. Die Nutzung beider Datenbanken ist kostenfrei. Rund um die Uhr kann mittels der Transpondernummer festgestellt werden, in welchem Land und bei welchem Register ein Tier registriert ist. Hier ein Überblick.
Europetnet
Europetnet mit Sitz in Brüssel, Belgien, ist eine europäische, übergreifende Datenbank mit dem verschlüsselten Inhalt (Transpondernummer, Tierart, Geschlecht, Herkunftsregister) von Registern aus 26 europäischen Ländern. Voraussetzung der Vollmitgliedschaft für neue Mitglieder ist, dass sie eine nicht gewinnorientierte Organisation sind und ein nationales oder regionales privates oder behördliches Register betreiben. Es entsteht ein Mitgliedsbeitrag, der sich an der Größe und den erfassten Daten des Registers misst. Die Länderregister liefern ihre Daten mittels eines minimalen, nicht personalisierten Datensatzes, den sie regelmäßig aktualisieren. Die sensiblen Halterdaten verbleiben vollumfänglich in den nationalen Registern, sodass alle Datenschutzregeln gewahrt werden.
Petmaxx
Petmaxx ist eine Metasuchmaschine, die in allen angeschlossenen 30 Datenbanken online sucht. Sie hat Zugriff auf Mitgliederdatenbanken, wozu auch Außereuropäische wie beispielsweise das der Vereinigten Staaten zählen. Petmaxx hat seinen Sitz nahe Lugano, Schweiz, und wird von einem der führenden Anbieter von Transpondern für Heimtiere und Nutztiere betrieben. Die Anbindung an Petmaxx ist für die Organisationen kostenlos, jedoch auch rechtlich unverbindlich. Petmaxx als Suchmaschine bietet keine weiteren Services an wie Europetnet.
Auf der Ebene der EU ist eine konsequente Rückverfolgbarkeit von Heimtieren nicht nur eine Forderung des Europäischen Parlaments, sondern ebenso europäischer Tierschutzverbände und der Tierärzteschaft.
Hier einige Dokumente (in englischer Sprache).